Updated on Januar 5, 2016

Eine gute Idee passt auf einen Bierdeckel, heißt es. Und klar, der Bierdeckel ist toll, um eine sprichwörtliche Schnapsidee zu skizzieren und erste Euphorie zu entfachen.
Geht es darum, die Bank oder Investoren vom eigenen Geschäftsmodell zu überzeugen, ist sicherlich der klassische Businessplan das Mittel der Wahl. Wollen Sie aber Ihr Geschäftsmodell mit Ihrem Team entwickeln, verschiedene Varianten diskutieren und dokumentieren und immer wieder an den Status Quo anpassen, empfiehlt sich die Business Model Canvas – sowohl für den „kleinen“ Kiosk-Gründer als auch für ambitionierte Tech-Startups. Lernen Sie hier, wie diese Methode funktioniert.
Ob One-Man-Show oder Industrieunternehmen, ob Friseur oder App-Schmiede, ob Limited, UG oder GmbH – jeder, der unternehmerisch tätig ist, muss sich Gedanken zu seinem Geschäftsmodell machen. Doch was ist eigentlich ein Geschäftsmodell? Wikipedia hierzu:
„Ein Geschäftsmodell (engl. business model) beschreibt die logische Funktionsweise eines Unternehmens und insbesondere die spezifische Art und Weise, mit der es Gewinne erwirtschaftet.
Weder in der Wissenschaft noch in der Praxis gibt es eine allgemein akzeptierte Definition. Grundsätzlich soll die Beschreibung von Geschäftsmodellen helfen, die Schlüsselfaktoren des Unternehmenserfolges oder Misserfolges zu verstehen, zu analysieren und zu kommunizieren.“
Bierdeckel, Businessplan, Business Model Canvas
Die Sätze Ich mache in der Kölner Südstadt einen Kiosk auf oder Ich entwickle die beste Buchhaltungssoftware der Welt (die mit Sicherheit auf einen Bierdeckel passen) beschreiben eher vage Ideen als tatsächliche Geschäftsmodelle. Wer sind meine Kunden? Welche Werte schaffe ich für meine Kunden? Mit welchen Kosten muss ich rechnen? Welche Preise kann ich verlangen? Wie viel bleibt am Ende übrig? Und wie bring ich mein Produkt oder meine Dienstleistung eigentlich an den Mann oder die Frau? – diese und viele weitere Fragen sollte eine tragfähige Beschreibung des Business Models schon beantworten.
Fragen also, die ein klassischer Businessplan enthält – inklusive der Antworten natürlich. Und es ist mit Sicherheit ratsam für jeden Gründer, sich die Mühe zu machen, einen detaillierten Businessplan „alter Schule“ zu schreiben. Denn der Prozess des Schreibens zwingt, alle Aspekte der Unternehmensgründung in der Tiefe zu durchdenken, Schwachstellen und entsprechende Lösungen zu finden sowie unausgereifte Ideen zu erkennen und zu konkretisieren. Und wenn es darum geht, Fremdkapital für die Umsetzung der eigenen Idee zu besorgen, ist ein Businessplan inklusive einer, meist auf mehrere Jahre ausgelegten Finanzplanung, ohnehin Pflicht – ganz gleich, ob Sie zur Bank gehen, einen Venture Capital-Investor oder Business Angel ansprechen oder aber Förderprogramme und Crowd Investing-Plattformen nutzen möchten. Zumindest theoretisch dient der Businessplan in seiner klassischen Form zudem als strategisches Steuerungsinstrument für die Unternehmensführung. Die Betonung liegt hier auf „theoretisch“.
Denn: In der Praxis stößt der klassische Businessplan genau bei diesem Punkt an seine Grenzen. Oft verstaubt er in der Schublade, die aufgeschrieben Annahmen werden häufig sehr schnell von der Realität widerlegt (und der Business Plan meist nicht „geupdated“), und nicht zuletzt ist ein Stapel Papier mit ellenlangem Fließtext kein gutes Vehikel, um die Weiterentwicklung des Business Models im Team zu diskutieren, verschiedene Möglichkeiten gegenüberzustellen und so alternative Szenerien durchzuspielen. Ein Business Plan ist meist einfach zu statisch, um in der heutigen komplexen und schnelllebigen (Unternehmens-)Wirklichkeit ein nützliches Management Tool zu sein.
Und genau hier kommt die Business Model Canvas ins Spiel, die wir nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zum klassischen Businessplan vorstellen möchten.
Die Business Model Canvas – ein dynamisches Management Tool
Die Business Model Canvas wurde im Jahr 2004 von Dr. Alexander Osterwalder während seiner Dissertation an der Universität Lausanne in der Schweiz entwickelt. „Business Model Generation“ – das Buch zur Methode, das er zusammen mit seinem Professor Yves Pigneur zu Papier brachte – erschien in 30 Sprachen und erreichte Millionen Menschen. 470 internationale Unternehmer waren über eine Plattform direkt an der Entstehung des Buches beteiligt.
Doch was ist die Business Model Canvas jetzt eigentlich? Wie viele andere herausragende Ideen, ist es im Kern eigentlich ganz einfach: Die Business Model Canvas ist ein vorstrukturiertes Dokument (Blatt Papier im DIN A4 Format, ein Poster oder auch ein elektronisches PDF), das in folgende 9 Segmente unterteilt ist, die ein Business Modell beschreiben: Customer Segments (Kundensegmente), Value Propositions (Werteversprechen), Key Partners (Schlüsselpartner), Channels (Kanäle), Customer Relationships (Kundenbeziehungen), Key Resources (Schlüsselressourcen), Key Activities (Schlüsselaktivitäten), Cost Structure (Kostenstruktur) und Revenue Streams (Einnahmequellen).
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